Heraldik
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Sprichwörter
Mit seiner schweren Rüstung war ein Ritter nicht einmal in der Lage, sein Pferd allein zu besteigen. Er musste darauf gehoben werden. Ihnen ist sicher der Ausdruck "Auf dem hohen Ross sitzen" geläufig, der noch aus dieser Zeit stammt. War ein Ritter nicht richtig auf sein Pferd gesetzt worden, fiel er auf der anderen Seite direkt wieder herunter. Dann musste man ihn wieder auf "das hohe Ross setzen', denn mit seiner schweren Rüstung konnte er nicht einmal selbst aufstehen. Schon der Helm wog fünf Kilo und solch ein Gewicht auf dem Kopf zu tragen und sich dazu in einer schweren Rüstung zu bewegen, war gewiss nicht einfach und schon gar nicht angenehm.

Andere Sprichwörter, die aus dieser Zeit stammen, sind: "Was führt er im Schilde?", was soviel heißt wie: Welche Absichten hegt er? `Jemanden in Harnisch bringen' bedeutet, jemanden so zu verärgern, dass er streitlustig wird. 'Er wurde aus dem Felde geschlagen', d.h. er wurde besiegt. "Mit offenem Visier kämpfen" bedeutet, einen ehrlichen Kampf zu führen. Das Visier eines Helms ist der Teil, mit dem die Augen geschützt werden. Der Ritter konnte nur durch Sehschlitze blicken. Aber auch damals galt es als unhöflich, mit jemandem zu sprechen, wenn man ein Stück Eisenblech vor dem Gesicht hat. Das war genau so unhöflich, als wenn man sich heutzutage die Hand vor den Mund hält, während man mit jemanden spricht. Wenn ein Ritter eine Dame begrüßte, klappte er mit der Hand sein Visier hoch, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Das verlangte die Etikette. Wussten Sie, dass aus dieser Bewegung der heutige militärische Gruß entstanden ist? So sind auch andere Relikte, beispielsweise Abzeichen an einer Uniform aus dieser Zeit übrig geblieben. Ein Obergefreiter hat zwei "Streifen' auf seinem Ärmel, ein Unteroffizier drei. Die Streifen werden "Winkel' genannt. Ein Winkel ähnelt dem Dach eines Hauses. Auf dem Umschlag dieses Buches sehen Sie einen Winkel/Sparren (früher "chevron" genannt) in einem roten Schild. In der Heraldik ist der Winkel/Sparren das Symbol für enge Verbundenheit, doch auch für Stütze und Kraft. Diese Aufgabe hat beispielsweise auch der Dachsparren eines Dachstuhls.

 

Farbregeln
Im Laufe der Ritterzeit entstanden verschiedene Vorschriften und Regeln, die bis in die heutige Zeit ihre Gültigkeit behalten haben, beispielsweise die Farbregeln. Man durfte sich früher nämlich nicht einfach selbst irgendein Wappen ausdenken. Am Hof eines Fürsten gab es immer einen Herold oder Wappenmeister, dessen Aufgabe es unter anderem war, zu überprüfen, ob jemand das Recht hatte, ein Wappen zu tragen. Er bestimmte auch, wie ein solches Wappen auszusehen hatte. Man durfte zum Beispiel kein Wappen wählen, das schon einem Anderen gehörte. Zudem musste es auch nach den Regeln der Kunst "komponiert" werden.

In der Heraldik gibt es fünf Farben, die man Tinkturen nennt: rot, blau, grün, schwarz und violett. Violett nennt man in diesem Falle Purpur. Dies ist die "fünfte Tinktur. In deutschen Wappen kommt sie sehr selten vor. Die Farbe Purpur stammt vom purpurfarbenen Halbedelstein Amethyst, der "Würde und maßvolle Lebensart" symbolisiert. Rot wird immer als erste Farbe genannt. Rot ist der Rubin, und diesem Edelstein werden viele Eigenschaften zugeschrieben: "Glühendes Verlangen nach Tugend", "Sieghaftigheit" und des Weiteren Triumph, Herrschaft. Außerdem ist Rot die Farbe des Rechts.

Blau, die zweite Farbe, vom Himmelsblau abgeleitet, bedeutet 'Treue, Beständigkeit und Demut'. Die Farbe wird mit dem Saphir verglichen, dem in der Vergangenheit allerlei geheimnisvolle Kräfte zugeschrieben wurden.

Grün, die dritte Farbe, wird dem Smaragd zugeordnet und bedeutet unter anderem: "Freiheit, Schönheit, Freude, Freundschaft, Hoffnung".

Schwarz, die vierte Farbe, wird mit der Erde verglichen; sie Ist das Symbol für Trauer. aber auch für Hilfsbereitschaft. Das Schwarze ist "sehr weit vom Licht, vom Glanz, von der Freude entfernt". Der Diamant wird damit verglichen; man sagt, je mehr er glänzt, desto schwärzer ist er.

Die heraldischen Bezeichnungen für die Farben bleiben bis auf Blau, das man Azur nennt und Violett, das in dieser Terminologie Purpur genannt wird, unverändert.

Metalle und Tabus
Außer den echten Farben gibt es die Metallfarben Gold und Silber, die man in vielen Fällen mit Gelb. Weiß oder Grau wiedergibt. Eine wichtige Regel in der Heraldik lautet, dass man niemals Farbe auf Farbe und nicht Metall auf Metall verwenden darf. Metall auf Farbe und Farbe auf Metall ist zulässig. Ein Beispiel: Ein roter Löwe auf einem blauen Schild ist verboten (Farbe auf Farbe), ebenso ein goldener Löwe auf einem silbernen Schild (Metall auf Metall). Ein roter Löwe auf einem silbernen Schild? Sehr gut! Ein goldener oder silberner Löwe auf einem roten Schild? Auch sehr gut. Bisweilen wird allerdings gegen diese Regeln verstoßen.

Wie ist diese Vorschrift entstanden? Nehmen wir an, ein Ritter hat einen eisernen Schild, der also silberfarben ist. Wenn darauf ein kupier-/goldfarbiger Löwe steht, und der Zufall will, dass sich die Sonne zufällig im Schild spiegelt, würde man aus der Ferne nur ein enormes Strahlen wahrnehmen. Mit einem solchen glitzernden Schild wäre der Ritter nicht zu erkennen. Wäre auf seinem Schild ein schwarzer Löwe abgebildet, hätte man ihn erkennen können, denn die Farbe Schwarz glänzt nicht. Jetzt wissen Sie, wie die Vorschrift entstanden ist.

Auf dem Turnierplatz
Zurück zum Turnierplatz. Den Rittern wurde es, wenn die Sonne schien, in ihren eisernen Rüstungen und unter ihren Eisenhelmen sehr warm. Bei sengender Sonne konnten sie somit tüchtig ins Schwitzen geraten. Was taten sie also? Sie nahmen ein weißes Tuch, wickelten es um den Helm und befestigten dieses Tuch mit einem Knoten so wie die Beduinen es heute noch tun. Die Abbildung zeigt eine solche Heimdecke. Beim Reiten flatterte diese Helmdecke munter hinterdrein. Eines Tages kam jemand auf die Idee, das Tuch in den Farben des Schildes zu färben. Wenn ein Ritter einen goldenen Löwen auf einem schwarzen Schild führte, färbte er die Helmdecke schwarz und gelb, denn Goldfarbe gab es seinerzeit noch nicht. Wenn er dann im Kampf seinen Schild verlor, konnte man ihn dennoch an den Farben seiner Heimdecke erkennen. Die Ritter dachten sich später noch andere Dinge aus: die Helmzier. Sie schmückten den Helm beispielsweise mit einem meist in den Tuchknoten gesteckten Federbusch, mit Büffelhörnern, mit einem aus Holz geschnitzten Löwenkopf oder mit einer Vogelschwinge. Meistens wählten sie eine Figur, die bereits auf ihrem Schild vorkam. Dann konnten sie auch von hinten erkannt werden. Von vorn konnte man einen Ritter an seinem Schild gut erkennen, aber von hinten nur an den Farben seiner Helmdecke. Es gab jedoch mehrere Ritter, die die gleiche Helmdecke trugen. Das Zeichen auf dem Helm war somit ein weiteres Unterscheidungsmerkmal. Dafür gab es dann wieder eine Regel.

a. Tuchknoten auf dem Helm 
b. Schild, Helm, Tuchknoten
c. mit Krone, aber ohne Knoten

Einige Helmzieren: "angreifender Löw", "Schleier", "Büffelhörner"

Solch eine Helmdecke hat, wie wir gesehen haben, zwei Seiten. Auf der einen Seite ist die Metallfarbe und auf der anderen Seite die echte Farbe. Die Innenseite der Helmdecke muss immer die Metallfarbe aufweisen. Weiß und Gelb sind beides helle, auffällige Farben, die aus der Entfernung besser zu erkennen sind. So gibt es natürlich weitere Regeln, die später bei der Beschreibung der Familienwappen zur Sprache kommen.

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