Familienwappen
Die
Ritterzeit hat natürlich nicht ewig gedauert. Später kannte man
Fußsoldaten und Heere, aber auch in der Ritterzeit gab es Jahre, in
denen nicht gekämpft wurde und die ganze Familie gemütlich zuhause
blieb. Dann hing der Ritter seine (Aus)Rüstung an die Garderobe, wobei
es eine solche eigentlich noch gar nicht gab. Man könnte besser sagen,
dass der Ritter seine Rüstung 'an den Nagel' hängte. Der Schild wurde
an die Wand gehängt, der Helm auf eine Ablage darüber gelegt, die
Helmdecke darum herum drapiert und fertig war der farbenfreudige
Wandschmuck. Damit wagen wir uns beinahe auf das Gebiet des
Familienwappens, denn diese Anordnung entspricht tatsächlich dem
heutigen Familienwappen, wie Sie aus der Zeichnung ersehen können. Zum
Ende der Ritterzeit rosteten die unbenutzten Rüstungen vor sich hin und
Sie zerfielen, wie auch die Heimdecken, durch die Feuchtigkeit in diesen
Burgen und Schlössern, denn der Aufenthalt war gar nicht so romantisch,
wie wir gern glauben möchten. Damals entstand der Wunsch, die Dinge,
die jahrelang an der Wand gehangen hatten, von einem Blasonmaler malen
zu lassen und das Gemälde anschließend an der gleichen Stelle an die
Wand zu hängen.
|
Wappen mit "Herzschild" (muss immer
dem Modell des echten Schildes nachgebildet sein) |
Genealogie
Alle Angaben
standen auf den Pergamentrollen, die die Herolde angelegt hatten, und
waren erhalten geblieben. Es ist auch heutzutage nicht unüblich, dass
man sich sein Familienwappen anfertigen lässt. Zu einem bestimmten
Zeitpunkt in der Geschichte gab es gar keine Ritter mehr, jedoch
bestimmte Stände, wie Handwerker, Kaufleute, Bürger oder Personen, die
ein richterliches Amt bekleideten, wie Bürgermeister, Schultheiße und
Schöffen. Sie ließen im 16. und 17. Jahrhundert eigene Wappen
entwerfen. Es wurde Brauch, ein Familienwappen zu führen. Welchen Grund
gab es dafür? Das Wappen diente als eine Art Unterschrift, denn die
meisten Menschen konnten zu dieser Zeit nicht schreiben. Mussten sie
etwas unterschreiben, drückten sie ihren Siegelring mit dem
Familienwappen in Wachs oder in Siegellack. Bisweilen wird angenommen,
dass nur Mitglieder des Adels ein Familienwappen haben. Dies ist jedoch
nicht so. Sogenannte Bürgerwappen kommen bereits Im frühen Mittelalter
vor und sind fast genau so alt wie die Adelswappen.
Es hat auch eine Zeit gegeben, in der man sich überhaupt nicht für
Familienwappen interessierte; ab der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts jedoch, nach 1840 etwa, lebte dieser Brauch wieder auf.
Heute ist das Interesse größer als je zuvor. Der Grund hierfür liegt
in der Tatsache, dass die Menschen mehr Freizeit haben und die Archive
sehr viel daran tun, den "Geschichtsforschern" die Suche zu
erleichtern. Viele Menschen sehen es als interessantes Hobby an, ihren
Familienstammbaum zusammenzustellen. Schließlich ist es spannend
herauszufinden, was die Urgroßeltern gemacht haben, wie alt sie
geworden sind, wie viele Kinder sie gehabt haben usw. Fast alle diese
Angaben finden sich in den Archiven. Diese Suche ist sehr
zeitaufwändig, aber wenn man erst einmal damit angefangen hat, kann man
oft nicht mehr aufhören. Von allen Tauf-, Heiratsund Sterbeurkunden
können Fotokopien gemacht werden und anhand derer lässt sich ein
Familienstammbaum zusammenstellen, der natürlich am liebsten mit dem
eigenen Familienwappen gekrönt wird. |
In unserem Teil geht es jedoch um die Heraldik (Wappenkunde) und nicht
um die Genealogie (Familienforschung).
Die Heraldik beschäftigt sich mit dem Studium des Ursprungs und der
Beschreibung der Wappen und Schilde. Es gibt mehrere zehntausend Wappen,
die alle In prächtigen Wappenbüchern abgebildet sind. Es gibt eine
große Sammlung von Wappenbüchern, die zum Teil sogar sehr alt sind, in
denen die abgebildeten Wappen noch mit der Hand koloriert worden sind,
denn in der damaligen Zeit gab es noch keinen Farbdruck.
Wenn ein Wappen entworfen werden soll, beispielsweise für einen
Heeresteil oder eine neue Gemeinde/Stadt, gibt es eine Einrichtung, die
dabei beratend auftritt und die auch auf die heraldische Richtigkeit
achtet. Die dort tätigen Personen kennen sich sehr gut in diesem Metier
aus. Das ist zu begrüßen, denn eine bereits 700 Jahre alte
Wissenschaft sollte man wahren und in Ehren halten. Selbstverständlich
muss man sich dabei an die Spielregeln halten. |
a. Band mit Muschelrand nach außen
b. Band oder Querbalken mit
Muschelrand nach innen.
|
Bisher sind bereits eine Reihe von Regeln genannt
worden, doch sollen noch andere komplizierte Dinge folgen. Zunächst
wollen wir mit einigen Bezeichnungen beginnen. Die Fläche eines
Wappenschildes nennt man das Feld. Die Dinge, die auf diesem Feld
vorkommen, sind die Wappenbilder. Manchmal ist ein solches Feld in zwei
oder vier Teilfelder aufgeteilt. Die Trennlinien zwischen den Feldern
brauchen übrigens nicht gerade zu verlaufen. Sehen Sie selbst, auf wie
viele verschiedene Arten man solche Trennlinien ausführen kann.
1. mit Muschelrand nach außen
2. mit Muschelrand nach innen
3. wellenförmig
4. wolkig
5. gezackt
6. eckig
7. mit Zinnen B. knotig
9. mit Schwalbenschwanz
10. hakenförmig gebogen.
Die Wappenbilder ihrerseits werden wieder in
"Herold-Wappenbilder" und normale Wappenbilder eingeteilt.
Herold-Wappenschilder bestehen aus Haupt- und Nebenwappenbildern.
Haupt-Wappenbilder sind einfache Elemente, wie ein Balken, ein Kreuz,
ein Stab usw. |
Vorstehend sehen Sie einige Möglichkeiten der
Aufteilung eines Feldes:
a. durchtrennt
b. geteilt
c. schräg geteilt
d. links geschrägt
e. gespannt
f. viergeteilt
g. schräg viergeteilt
h. geständert. |